Ende und Neubeginn - How to quit
- Thorsten Schulz

- 11. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Manchmal ist ein Ende genau das, was wir brauchen, um neu beginnen zu können. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine persönliche Reise mit euch teilen – von der inneren Unzufriedenheit über die Entscheidung zur Kündigung bis hin zum Neuanfang und der Vorfreude auf das, was kommt. Ich habe viel über mich gelernt – und vielleicht findest du dich ja an der einen oder anderen Stelle wieder.
Wie es mir ging
Lange Zeit war ich mit meiner beruflichen Situation unzufrieden. Ich fühlte mich innerlich blockiert – meine Arbeit entsprach nicht mehr meinem Anspruch, und ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Die Unzufriedenheit kroch langsam, aber stetig in mein Privatleben und zog dort Kreise, wo ich eigentlich Energie tanken wollte.
Die vermeintlich klare Lösung: kündigen, loslassen, neu anfangen. Doch so einfach ist es nicht. Denn obwohl mein Kopf sagte: „Du musst etwas ändern!“, kamen gleichzeitig unzählige Zweifel auf:
Ich mag meine Kolleg:innen und wollte sie nicht enttäuschen.
Ich habe meinem Arbeitgeber viel zu verdanken – wie kann ich da einfach gehen?
Was, wenn ich keinen neuen Job finde?
Vielleicht ist das alles nur eine Phase, und bald ist wieder alles gut?
Und wenn ich woanders auch nicht glücklich werde?
Was, wenn ich selbst das Problem bin?
und viele weitere...
Gedanken wie diese wirbelten ständig durch meinen Kopf. Ich kann allerdings exzellent prokrastinieren – perfekt, um solche Entscheidungen noch ein bisschen aufzuschieben. Besonders schwierig war dies alles, weil es zunächst nur ein Gefühl gab das ich nicht in Worte fassen konnte. Ich hatte super Kolleg:innen, spannende Projekte und eigentlich ein gutes Leben. Warum also ging es mir nicht gut?
Ich musste mich intensiv mit mir selbst auseinandersetzen, um die Themen herauszuarbeiten, die für mich wirklich wichtig waren (mehr dazu in Abschnitt 1 des nächsten Kapitels). Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mir ehrlich eingestehen musste: So geht es nicht weiter. Ich muss etwas ändern.
How to Quit
Nicht immer ist die Kündigung die richtige Wahl. Sollte es jedoch nicht anders gehen, empfehle ich den folgenden Weg. Persönlich war es für mich der richtige.
1. Was will ich eigentlich erreichen?
Bevor du überhaupt ans Kündigen denkst, solltest du dir klarmachen, was du dir wirklich wünschst – beruflich wie privat. Geht es dir um mehr Wertschätzung? Flexiblere Arbeitszeiten? Neue fachliche Herausforderungen? Oder willst du grundsätzlich einen anderen Lebensstil – vielleicht mit weniger Stress und mehr Zeit für dich? Oder einfach mehr Geld?
Diese ehrliche Selbstreflexion ist entscheidend – denn nur wenn du weißt, was du suchst, erkennst du, ob du es im aktuellen Job verändern oder woanders finden kannst.
Für mich war die persönliche Weiterentwicklung ausschlaggebend. Ich wollte eine neue Rolle annehmen. Ich hatte ein gewisses Standing und eine starke Fremdwahrnehmung als technischer Experte. Daher war es nicht einfach für mich, in eine Management- oder übergreifende Führungsrolle zu wechseln.
2. Sprich mit deinem Chef / deiner Chefin
Der offene Dialog mit deiner Führungskraft kann überraschend hilfreich sein – auch wenn er Mut kostet. Teile deine Gedanken, Wünsche und Sorgen. Vielleicht gibt es Gestaltungsspielräume, die du bisher nicht gesehen hast: ein neues Projekt, eine interne Veränderung, ein anderer Fokus.
Selbst wenn es am Ende doch zur Trennung kommt – du hast es versucht. Und ein fairer Umgang in dieser Phase wird oft positiv in Erinnerung behalten.
Tatsächlich war das mit das Erste, was ich tat. Ich ging zu meinem Vorgesetzten und teilte ihm meine oben dargestellten Gedanken und Gefühle schonungslos mit (Ich muss jedoch zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz so klar in meinen Gedanken war, wie ich es hier im Nachhinein darstelle).
Er half mir dabei, meine Gedanken zu ordnen. Wir begannen gemeinsam zu prüfen, ob es eine realistische Möglichkeit gäbe, meine Position im Unternehmen entsprechend meiner Bedürfnisse anzupassen (Spoiler: Am Ende hat es nicht geklappt).
3. Recherche & Benchmarking
Was passiert da draußen? Welche Unternehmen, Stellen oder Branchen sprechen dich an? Recherchiere, was es aktuell am Markt gibt – sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf Gehalt, Benefits, Unternehmenskultur und Entwicklungsmöglichkeiten. Vergleiche das mit deinem jetzigen Job.
Nicht alles, was glänzt, ist Gold – aber manchmal erkennt man im Vergleich erst, wie sehr man sich entwickelt (oder festgefahren) hat.
Ein wichtiger Punkt für mich, um mir selbst noch einmal vor Augen zu führen, was ich eigentlich tue – und warum. Neben Gesprächen (siehe Abschnitt 4) bestand dieser Schritt für mich vor allem aus intensiven Internetrecherchen.
4. Gespräche führen (intern und extern)
Netzwerke aktiv, sprich mit ehemaligen Kolleg:innen, Bekannten oder auch Headhuntern. Führe erste Bewerbungsgespräche – ganz ohne den inneren Druck, sofort kündigen zu müssen.
Diese Gespräche geben dir nicht nur Einblicke in andere Unternehmen, sondern auch Feedback zu deinem Profil, deinem Marktwert und deinen Chancen. Oft ist das sehr ermutigend – oder klärend.
Für mich waren vor allem Gespräche mit Headhuntern interessant, um meinen Marktwert besser einschätzen zu können – ich hatte schließlich seit zehn Jahren kein Bewerbungsgespräch mehr geführt. Gleichzeitig sprach ich auch direkt mit Unternehmen und anderen Fachleuten. Interne Klärungsgespräche halfen mir zusätzlich, meine persönlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten besser zu verstehen.
Ein positiver Nebeneffekt: Kolleg:innen konnten sich frühzeitig Gedanken über mögliche Nachfolger in Projekten machen.
5. Vergleichen & Rückbesinnung auf Schritt 1
Jetzt wird’s konkret: Passt das, was du gefunden hast, wirklich zu deinen Wünschen aus Schritt 1? Nicht nur Gehalt und Aufgaben zählen. Auch Kultur, Teamspirit, Führung und Flexibilität sind wichtig. Reflektiere daher ehrlich: Ist es ein echter Fortschritt oder nur ein Fluchtversuch?
Für mich war Gehalt ein wichtiger Aspekt, aber im Vordergrund stand die Aufgabe. Bekomme ich die Rolle, die ich mir wünsche? Mehr Management, weniger Technik. Mehr Beratung, weniger Implementierung.
Dabei standen nicht nur externe Angebote im Vergleich. Auch intern überlegte ich gemeinsam mit meinem Chef, wie eine zukünftige Zusammenarbeit aussehen könnte.
6. Entscheidung treffen
Irgendwann musst du springen. Perfekte Sicherheit wird es nicht geben – aber je besser du vorbereitet bist, desto größer ist die Chance, dass es ein guter Sprung wird. Vertraue deinem Bauchgefühl. Du kennst deinen Wert, du kennst deine Gründe.
Der Tag der Entscheidung war für mich emotional extrem schwierig, da ich mich dazu entschloss, Nein zu meinen damaligen Kolleg:innen zu sagen – Menschen, die über die Jahre zu Freund:innen geworden waren.
War es am Ende nur die Rolle oder die Sehnsucht nach etwas Neuem? Ich kann es nicht genau sagen. Bei der Mitteilung meiner finalen Entscheidung bekam ich jedenfalls kaum ein Wort heraus.
7. Ein fairer und respektvoller Abschied
Kündige sauber, mit Respekt und Würde. Bedanke dich, übergib deine Aufgaben ordentlich, bleib professionell. Du weißt nie, wann sich eure Wege wieder kreuzen und ein guter Abgang bleibt immer positiv im Gedächtnis. Gleichzeitig schafft ein aufgeräumter Abschied auch für dich selbst innere Klarheit.
Hier schließt sich der Kreis. Da ich meine Kolleg:innen frühzeitig in meinen Entscheidungsprozess eingebunden hatte, verlief vieles reibungsloser: Projekte konnten vernünftig übergeben werden, und es blieb genug Zeit für klärende Gespräche. Besser hätte es trotz der schwierigen Umstände nicht laufen können.
Dieser Punkt ist aus meiner Sicht der wichtigste und das Ergebnis all der vorherigen Schritte. Frühzeitige, offene und faire Kommunikation ist der Schlüssel.
Phönix aus der Asche
Die Überschrift mag dramatisch klingen aber sie trifft mein Gefühl ziemlich gut. Ich habe mich bewusst für einen neuen Arbeitgeber entschieden und die alten Themen hinter mir gelassen.
Was soll ich sagen? Ich bin wieder voller Energie, neugierig und motiviert. In den ersten Tagen habe ich spannende Menschen kennengelernt und sogar einen alten Schulkameraden wieder getroffen (die Welt ist eben wirklich ein Dorf!).Ich kann mich wieder auf neue Themen konzentrieren und mich weiterentwickeln.
Ob es der richtige Schritt war oder ob die Aussage „Woanders ist es auch scheiße“ zutrifft, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Mein persönliches Fazit
Wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht, warte nicht zu lange.
Sei ehrlich zu dir selbst.
Wertschätze deine Mitmenschen .
Hab keine Angst vor Veränderung – mach weiter!

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